26. Oktober 2023

VON DEN LETZTEN DINGEN

Das Mesnerstüble in Rankweil ladet regelmäßig zum Dialog in gemütlicher Atmosphäre zu den unterschiedlichsten Themen. Dieses Jahr widmet man sich dort dem Thema „Von den letzten Dingen“. Am 17.10.2023 wurde unserem Verein die Gelegenheit geboten, dort mit vielen weiteren wertvollen Gästen über das Thema Sternenkinder zu sprechen.

Von den insgesamt 27 Gästen, waren folgende Personen auf dem Podium bzw. im der Diskussion vertreten: Nicole Benvenuti (Moderatorin), Yvonne Engstler (Sternenmama) Bernadette Brieskorn (Hebammengremium Vorarlberg), Bianca Luger (Sternenmama und Selbsthilfegruppe „Sternenmamis“), Daniel Dalmonek (Bestattung Reumiller), Maria Kühne-Lerch (Seelsorge LKH Feldkirch), Sophia Rüscher-Fussenegger (Sternenmama und Selbsthilfegruppe „Sternen-klar“), Psychosoziale Beratung sowie Andreas Uher (Vereinsobmann Vergiss Mich Nicht – Sternenkinder Fotografie).

Gemeinsam stellten sich die Anwesenden die Frage:

Wie erinnert man sich an Menschen, die nur kurz oder nie das Licht der Welt erblickt haben?

Familien von Sternenkinder haben ganz besondere Verluste zu tragen. Dabei ist laut den „Sternenmamis“ schon im Krankenhaus ein achtsamer und liebevoller Umgang sehr hilfreich. Die Hebamme stellt für Betroffene im wahrsten Sinne des Wortes den Fels in der Brandung dar. Eine Hebamme hat entgegen der allgemeinen Annahme nicht nur die Aufgabe, eine Geburt möglichst komplikationslos zu begleiten. Sie ist vor allem während der Geburt und oft auch danach noch ein wertvoller Betreuuer und Zuhörer zugleich. Sie klärt auf, sie berät, bspw. wie wichtig Trauerarbeit ist und welche Möglichkeiten es dazu gibt (emotionale, körperliche, spirituelle Verabschiedung, je nach Kultur und Typ).

Die Hebammen sind auch für unseren Verein eine der wichtigsten Schlüsselfiguren, denn sie sind es, die Eltern über unser Angebot aufklären und uns im Bedarfsfall kontaktieren. Andreas spricht über die Gründung, Ziele und Mitglieder des Vereins. Er erklärt, dass die Erinnerungsaufnahmen für Betroffene von unvorstellbarem Wert sind, wenn nicht sofort, dann später umso mehr. Eine Erinnerungskultur sei sehr wichtig und gerade Bilder helfen dabei enorm, da sie nicht verblassen, Bestand haben und fest in den Händen gehalten werden können – das schenkt Betroffenen Halt.

Die Vision unseres Vereins ist es, das Angebot der Sternenkind-Fotografie auf ganz Österreich auszurollen. Jede Mutter und jeder Vater sollen, unabhängig davon, wo in Österreich sie wohnen, die Möglichkeit erhalten, Erinnerungsaufnahmen von ihrem Sternenkind anfertigen zu lassen.

Wenn die Schockphase überwunden ist, beginnt erst die richtige Trauerarbeit. Dabei können laut den „Sternenmamis“ Rituale helfen. Von Gesprächen, Familienaufstellung, Kontakt mit anderen Sternenmamas über Yoga, gibt es mittlerweile ein breites Angebot an Möglichkeiten. Fotos, Fuß- und Handabdrücke sorgen dafür, dass Erinnerungen nicht verblassen. Auch professionelle Hilfe ist für viele Betroffene ein Anker, wenn man von einer Sekunde auf die andere den Halt im Leben verliert.

Die „Krankenhaus Seelsorge“ erzählt von der Möglichkeit einer Segnungsfeier oder einer Namensgebungsfeier, denn „was einen Namen hat, bekommt Beachtung„.

Daniel Dalmonek von der Bestattung Reumiller erklärt, dass neben einem Gemeinschaftsbegräbnis im Valduna Friedhof auch eine „normale Bestattung“ oder verschiedene Rituale (Bemalung, Floss auf See,..) möglich sind. Wichtig sei nur, dass überhaupt ein Abschied stattfindet und Eltern dadurch ein Stück weit loslassen und nach vorne blicken können.

Um Eltern auch danach weiter zu unterstützen, gibt es Gesprächsgruppen in Bregenz oder das „Sternenmami Cafe“ in Nüziders. Gespräche helfen dabei, den Alltag besser bewältigen zu können, auch Väter sind herzlich willkommen, denn auch sie leiden (wenn auch oft im Stillen). Man spricht dort vor allem über Zorn, Ängste und Hilflosigkeit aber auch über Hoffnung und positive Entwicklungen (z.B. Folgeschwangerschaft).

Unser Fazit:

Sterneneltern sind sehr verletzlich. Ein rücksichtsvoller Umgang von Familie und Bekannten hilft den Eltern sehr. Auch soll sich niemand scheuen, professionelle Hilfe anzunehmen, wenn er sie braucht. Sternenkinder sollen nicht vergessen werden, denn sie sind trotz allem Teil der Familie.

Das Mesnerstüble hat sich sehr gut für diese Veranstaltung angeboten, da das Ambiente zum Thema passte und die Räumlichkeiten gerade ausreichend Platz für die Anzahl an Gästen boten. Nicole Benvenuti moderierte souverän durch den Abend. Sie stellte den PodiumsteilnehmerInnen Fragen zu ihren Erfahrungen und Erlebnissen und sorgte damit für eine fließende und abwechslungsreiche Diskussion. Obwohl die Stimmung weitgehend ernst war – fast ein bisschen traurig – gab es zwischendurch auch immer wieder helle Momente, mit Schmunzeln und Lachen.

Wir bedanken uns herzlich beim Mesnerstüble für die Zurverfügungstellung dieses Podiums und der Annahme dieses so wichtigen Themas. Vielen Dank auch allen Gästen und Anwesenden für ihren Beitrag.