Erfahrungsbericht: Emilia

"Das Leben ist nicht immer fair" so lauten Zeilen aus dem Song Schmetterling von Hannah Stienen. Wenn ein kleines Herz von heute auf morgen einfach nicht mehr weiterschlägt, ist das unbegreiflich. Wie nah Freud und Leid beieinanderliegen, zeigt die Geschichte von Emilia.
24 Oktober 2025

Kurz bevor wir in unser Eigenheim einzogen, erfuhren wir, dass wir ein kleines Wunder erwarteten. Die Schwangerschaft verlief problemlos – alle Untersuchungen waren unauffällig, es gab keinen Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmen könnte. Bald wussten wir: Wir bekommen ein Mädchen – unsere Emilia. Voller Vorfreude ließ ich Babybauchfotos machen, um diese besondere Zeit festzuhalten. Doch dann kam der Tag, an dem unsere Welt stillstand.

Es war Freitag, der 28. Januar 2022. Ich war in der 36. Schwangerschaftswoche. Früh am Morgen wachte ich auf – und spürte nichts. Emilia war sonst ein sehr aktives Baby, weckte mich jeden Tag mit ihren Tritten. Doch an diesem Morgen: Stille. Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte.


Ich rief bei meiner Frauenärztin an und durfte sofort kommen. Dort wurde ich ans CTG angeschlossen – aber es waren keine Herztöne zu finden. Ein Ultraschall brachte dann die schreckliche Gewissheit: Emilia lebte nicht mehr.

Von da an war alles wie in einem Film. Vieles ist verschwommen, an manches erinnere ich mich kaum. Mein Partner holte mich ab, wir fuhren nach Hause, packten das Nötigste und fuhren dann ins Krankenhaus. Dort folgten weitere Tests, aber das Ergebnis blieb das gleiche: Unsere Tochter war gegangen.

Ich war in der 36. Schwangerschaftswoche. Früh am Morgen wachte ich auf – und spürte nichts Mama von Emilia

Dann die nächste schwere Nachricht: Eine natürliche Geburt – kein Kaiserschnitt. Ich brauchte einen Moment, um das zu begreifen. Am Mittag begann die Einleitung der stillen Geburt. Die Ärzte, Hebammen und Schwestern begegneten uns mit viel Mitgefühl und Wärme. In dieser schweren Zeit war das ein unbeschreiblicher Trost. Bald erzählte uns eine Hebamme vom Verein „Vergiss Mich Nicht – Sternenkinder Fotografie“ und legte uns die Begleitung durch sie sehr ans Herz. Wir mussten nicht lange überlegen – wir nahmen dieses liebevolle Angebot dankbar an.


Die Stunden bis zur Geburt waren schwer. Doch ich hatte Glück – es ging schneller, als befürchtet. Und so wurde am 29. Januar 2022 um 00:55 Uhr unser kleiner Stern Emilia geboren. Trotz allem war die Geburt ein wundervolles, friedliches Erlebnis. Ich würde diesen Weg immer wieder gehen. Wir durften Emilia anziehen, sie im Arm halten und einige Stunden mit ihr verbringen. Sie war wunderschön – und für uns einfach perfekt.


In den frühen Morgenstunden weckte man uns: Theresa, die Fotografin des Vereins, war da. Mit so viel Liebe schuf sie wertvolle Erinnerungen, die wir für immer in unseren Herzen tragen. Wir sind dem Verein bis heute unendlich dankbar und schauen uns die Fotos immer wieder gerne an.