Wir stehen Ihnen gerne bei Fragen oder Wünschen persönlich zur Verfügung.
Wie gehen Sie mit Patientinnen um, die gerade ihr Kind verloren haben?
Achtsam. Wertschätzend. Ich gratuliere zum Muttersein und bekunde mein Beileid. Wir sprechen über den Verlust, über die Trauer und über die Zukunft. Über die körperliche und psychische Verarbeitung der Schwangerschaft, über Brustentzündungen und Rückbildung. Über Anlaufstellen für Hilfe.
Wie schnell ist eine Frau nach so einem Verlust wieder bereit für eine neue Schwangerschaft?
Medizinisch gesehen je nach Verlauf, bei frühen Sternchen nach Kürretage nach ca. 3 Monaten, nach einer spontanen Fehlgeburt im nächsten Zyklus und bei einem Kaiserschnitt nach 1 Jahr. Manche Paare brauchen eine längere Trauerzeit, andere versuchen gleich wieder schwanger zu werden. Das ist individuell und komplett unterschiedlich. Und das ist gut so.
Ist dann eine Schwangerschaftsbetreuung anders?
Ja, meist wird öfters ein Ultraschall angeboten, vor allem bis Kindsbewegungen spürbar sind. Meist brauchen die Eltern auch um die Zeit (Schwangerschaftswoche) des Verlustes des anderen Kindes mehr Sicherheit durch Untersuchungen. Dies wird offen angeboten. Es wird auch darüber gesprochen, dass während der Schwangerschaft wieder (verarbeitet geglaubte) Ängste auftreten können und dürfen und diese auch angeschaut werden sollen. Anlaufsstellen wie zB „schwanger.li“ und spezialisierte Psychotherapeuten werden mitgegeben.
Wird öfter ein Ultraschall gemacht? Werden extra Untersuchungen durchgeführt?
Nicht zwingend, das ist individuell verschieden, je nach Ursache. Das Recht auf Nichtwissen besteht.
Kann man nach so einem Verlust wieder auf natürlichem Wege das nächste Kind gebären?
Meistens ist eine natürliche Geburt möglich und oft auch gewünscht, außer natürlich wenn medizinisch etwas dagegen spricht oder bei der vorherigen Schwangerschaft die Geburt ursächlich für den Tod war. Falls der Tod intrapartal eingetreten ist, entscheiden sich die meisten Frauen für den geplanten Kaiserschnitt.
Haben Sie solche Fälle in Ihrer Praxis häufig?
Da es leider sehr häufig passiert, ist es auch in der Praxis häufig. Der Tod gehört zum Leben, der Abschied zum Neubeginn. Dieser Kreis schließt sich oft bei uns. Die Trauer, die Wut, die Angst dürfen sein, genauso wie die Freude und der Stolz ein wunderbares Kind in den Armen gehalten zu haben und Eltern zu sein, auch wenn dieses Kind wieder gehen musste.
Leiten Sie die Betroffenen zu solchen Anlaufstellen weiter?
Ja.