Stimmt es, dass tiefe Trauer eine körperliche Auswirkung haben kann?
Ja, das kann ich auch aus eigenen und beruflichen Erfahrungen bestätigen. Tiefe Traue ist ein "Erdbeben", das nicht nur die Seele, sondern auch den Körper erschüttert. Schock, Ohnmacht, tiefe Traurigkeit, aber auch Verzweiflung, Wut, Scham und der Herzschmerz brauchen sehr viel Energie. Trauer kann sich in vielen Formen auch körperlich manifestieren. Die Folgen können Schlaflosigkeit, Schmerzen, Migräne, Verdauungsprobleme und große Erschöpfungszustände sein.
Wie hilft Shiatsu und Physiotherapie dabei?
Eine sanfte, achtsame Körperbehandlung kann die Beschwerden lindern. Shiatsu ist für mich ein wunderbares " Werkzeug", da sie den Menschen in seiner Gesamtheit erfasst. Das heißt, über Berührung, Mobilisation und Druck (SHI heißt Finger, ATSU heißt Druck) von Akupunkturpunkten kommt es zu Entspannungszuständen und einer positiven Auswirkung auf das sehr gestresste Nervensystem. Patienten fühlen sich nach einer Behandlung ruhiger, geerdeter und mit sich selbst verbunden. Eine Behandlung ist sehr individuell, manchmal verläuft sie ohne Worte, aber sie kann auch ein "Türöffner" sein. Shiatsu schafft Vertrauen und heilsame Gespräche können entstehen. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, mit Shiatsu einen "Raum" anzubieten, in dem man sein kann, mit allem, was da ist. Shiatsu ist eine passive Form der Therapie, d. h. der Patient braucht einfach einmal nichts zu tun. Eine "Atempause" im Trauerprozess...
Wenn man körperliche Blockaden löst, heilt man dann auch die Seele?
Ja, Körper, Geist und Seele sind eine Einheit. Leidet ein Teil, hat das auch Auswirkungen auf die anderen Anteile. Hier ist Shiatsu, das den Gesetzen der traditionellen chinesischen Medizin folgt, ein wunderbarer und hilfreicher Ansatz. Denn in der TCM ist jedes Organ, und jeder Körperteil auch bestimmten Emotionen zugeteilt. Berührung bzw. Behandlung der entsprechenden Meridiane (Energielinien) haben daher auch Einfluss auf das seelische Befinden. Wenn man körperliche Blockaden löst, kann die Lebensenergie wieder fließen und die Selbstheilungskräfte werden aktiviert.
Haben Sie schon Frauen nach einer Fehlgeburt begleitet?
Ja, immer wieder finden Frauen nach einer Fehlgeburt den Weg zu mir. Die Symptome sind sehr vielfältig. Erschöpfung, Schlafstörung, Energielosigkeit, Verdauungsprobleme sind einige der Hauptsymptome. Was man häufig unterschätzt ist, dass der Körper ja physiologisch (hormonell) auf Schwangerschaft eingestellt war und dieser Zustand abrupt beendet wurde. Der Körper ist dann in einem Ausnahmezustand und er braucht Zeit, sich wieder umzustellen. Im Alltag sollte man aber danach recht schnell wieder funktionieren, und das führt neben der enormen psychischen Situation auch schnell zu körperlichen Überforderungen.
Vielen Frauen ist gar nicht bewusst, was sie "geleistet" haben. Im Gegenteil, oft werden sie von Scham, Versagensängsten etc. gequält. Hier hilft es den Frauen sehr, wenn es einen Ort gibt, wo sie verstanden werden, wo sie "berührt" und körperlich und emotionell gestärkt werden.
Hilft Shiatsu bei einer Folgeschwangerschaft, die Ängste besser zu bewältigen?
Gerade als Vorbereitung, aber auch während einer Folgeschwangerschaft ist Shiatsu sehr wertvoll. Ängste sind ein großes Thema. Die ganzheiltiche Therapie mit Shiatsu kann das Vertrauen in den eigenen Körper und das Urvertrauen in das Leben positiv beeinflussen. Tiefe Entspannungszustände werden erfahrbar, was ein wichtiger Nährboden für Zuversicht und Freude ist. Shiatsu ist wunderbar für die "Nestpflege" und kann helfen, sich im eigenen Körper wieder "zuhause" zu fühlen.
