11. Juli 2024

WIDG – Hebammengespräch

Im April 2024 starteten wir erstmals mit unserer neuen Serie „Wie ist das genau“. Damals haben wir erklärt, was man unter dem Begriff Sternenkinder versteht, woher der Name kommt und wie sehr sich die Sichtweise der Gesellschaft in den letzten Jahren zu diesem sensiblen Thema verändert hat. Heute kommen wir zum zweiten Teil unserer Serie und möchten aufklären, welch wichtiger Part der Hebamme in dieser Angelegenheit zukommt.

Wenn Eltern ein Kind bei der Geburt verlieren, sind die direkten Begleiter die Hebamme, der/die geburtshilfliche Arzt/Ärztin und ggf. auch ein/e Kinderarzt/ärztin. Besonders die Hebamme steht den Eltern nicht nur bei der Geburt zur Seite, sondern führt sie auch durch die schwere Zeit. Die Betroffenen sind in einem Schock und benötigen viel Halt, Verständnis aber auch Informationen, wie es weiter geht und was als nächstes zu tun ist.

Die Geburt wird in der Regel eingeleitet. Man versucht den Eltern, die ihr Kind empfangen dürfen, aber auch wieder gehen lassen müssen, eine möglichst schöne Geburt zu ermöglichen. Diese darf genauso ablaufen, wie sie es sich vorstellen. Diese Zeit ist sehr besonders und sensibel zu begleiten und man wird die Mama sowie den Papa viel mit einbinden. Die Hebamme bespricht besonders das Thema, wie das Kind empfangen werden darf.

Die Geburt eines Sternenkindes ist für alle Beteiligten eine traurige Erfahrung.

Viele Eltern haben großen Respekt vor der Stille die sie erwartet. Es gibt kein munteres Babyweinen oder erstes Trinken an der Brust, dennoch gibt ein Bonding. Ein Bonding, dass das Herz der Eltern füllen soll, ein Bonding, dass der einzige Kontakt und Erinnerung mit ihrem Kind sein wird.

Dieser Rahmen wird von der Hebamme unterstützt bzw. beschützt und es wird die Zeit gegeben die gebraucht wird. Bonding heißt, dass das Kind von den Eltern gesehen wird, Haut an Haut gelegt wird, gestreichelt, geküsst, gebadet, angezogen und verabschiedet wird. In Ruhe.

Die Hebamme wird die Mutter und den Vater aber auch durch alles begleiten, was organisatorisch wichtig ist. Dazu gehört zum Beispiel, die Eltern über die Möglichkeit zu informieren, eine bleibende Erinnerung an ihr Sternenkind in Form von professionellen Fotoaufnahmen schaffen zu lassen. Wenn Eltern dieses Angebot in Anspruch nehmen möchten, dann kontaktiert die Hebamme die Koordinatorin des Vereins „VergissMichNicht – Sternenkinder Fotografie“ über eine Notfallnummer und gibt die wichtigsten Daten bekannt. Die Koordinatorin übernimmt dann die Organisation, damit ein/e Fotograf/Fotografin zeitnah ins Krankenhaus kommt, um kostenlos bleibende Erinnerungen zu schaffen.

Die Hebamme informiert die Eltern desweiteren über die Seelsorge, welche eine Segnung des Kindes übernehmen kann (die Religionszugehörigkeit ist dabei nicht relevant). Sie informiert über Bestattungsmöglichkeiten und über psychologische Hilfe, welche direkt noch beim Aufenthalt im Krankenhaus in Anspruch genommen werden kann. Sie fertig eine Geburtskarte an, wo auch die Fußabdrücke, Handabdrücke und eine Haarlocke verewigt werden können.

Die Geburt eines Sternenkindes ist für alle Beteiligten eine traurige Erfahrung. Die Hebamme wird die Eltern an die Hand nehmen und sie bestmöglichst mit ihre Bedürfnissen durch die Zeit rund um die Geburt und des Abschiednehmens begleiten.

Abschließend ist es wichtig zu erwähnen, dass jeder Verlust eines Kindes tragisch für die Eltern ist. Auch ist die Trauer für jedes Paar, für jede Mama und für jeden Papa anders, es gibt kein richtig oder falsch und das ganz unabhängig von der Schwangerschaftswoche.