Wie ist das genau – Was sind Sternenkinder?
Ab April 2024 möchten wir vom Verein VergissMichNicht – Sternenkinder Fotografie mit einer neuen Serie für mehr Aufklärungsarbeit sorgen. Wir erzählen euch wie es hinter den Kulissen abläuft z.B. was bei einer Alarmierung passiert und wie genau so ein Auftrag abgewickelt wird. Zum Einstieg beginnen wir mit dem Thema:
Der Name
Die Bezeichnung „Sternenkinder“ ist vielen nicht geläufig. Sternenkinder sind Kinder, die noch vor, während oder kurz nach der Geburt versterben, früher bekannt unter dem Namen „Tot- oder Fehlgeburt“.
Der poetisch anmutende Begriff Sternenkind ist nicht zufällig gewählt. Er steht für die Vorstellung, dass die Kinder „den Himmel bzw. die Sterne erreicht haben, noch bevor sie das Licht der Welt erblicken durften“. Dieser Glaube verschafft ein klein wenig Trost und Licht, wo sonst nichts als Dunkelheit herrscht.
Damals
Nicht nur der Name hat sich verändert. Vor allem das Bewusstsein für dieses sensible Thema gewann in den letzten Jahren ungemein an Bedeutung – Tendenz steigend – und darüber sind wir sehr froh!
Heute ist es kaum vorstellbar, dass noch bis zum Ende der 80er Jahre „Totgeburten“ (der Begriff Sternenkinder hat sich erst um das Jahr 2009 etabliert) tabuisiert wurden. Mütter sollten das Kind erst gar nicht zu Gesicht bekommen, geschweige denn berühren oder eine Bindung aufbauen. „Aus den Augen, aus dem Sinn“ lautete damals das Motto. Eine Verabschiedung gab es nicht, ebensowenig Gespräche oder Trauerarbeit. Es gab keine Fotos, keine Erinnerungen, kaum tröstende Worte. „Dann macht ihr halt ein neues“ hallt es in meinen Ohren nach. Ältere Generationen berichten von solchen und ähnlichen Aussagen, die bei Betroffenen alles andere auslösen, als ein Gefühl von Verständnis und Halt. Die Mütter sollten einfach nur so schnell wie möglich vergessen und so weitermachen, als wäre nichts passiert. Die Ironie.. man wollte vor Traumata bewahren, doch leider wurde es damit nur verschlimmert – viele Betroffene von damals leiden noch heute.
Die kleinen Körper wurden im wahrsten Sinne des Wortes entsorgt oder für Forschungszwecke verwendet. Insbesondere Kinder unter 500 Gramm Körpergewicht fanden lange Zeit keinen Einzug ins Personenregister. Die Bedeutung dieser offiziellen Erfassung ist Außenstehenden vielleicht nicht bewusst, doch für Betroffene ist es (und war es vermutlich schon damals) ein großes Anliegen, dass ihr Kind, unabhängig von Alter und Gewicht, existierte, geliebt wurde und diese Tatsache auch von der Öffentlichkeit anerkannt wird.
Heute
Heute wird Sternenkindern und ihren Eltern endlich das Verständnis und die Akzeptanz zugestanden, die sie verdienen. Heute darf getrauert und soll darüber gesprochen werden, denn heute wissen wir, dass das den Betroffenen hilft.
Heute gibt es ein breites Unterstützungsangebot und das von Anfang an. Die Hebammen und Krankenschwestern im Krankenhaus spielen dabei wohl die wichtigste Rolle. Sie sind es, die den Eltern mit viel Einfühlungsvermögen und Fachkompetenz alle Informationen geben, die sie im Moment benötigen. Sie klären auf, sie beraten und geben Eltern damit den Halt, den sie so dringend brauchen. Eltern können die Seelsorge in Anspruch nehmen und sie haben die Möglichkeit, professionelle Fotoaufnahmen und damit eine unbezahlbare Erinnerung von ihrem Sternenkind zu erhalten.
In weiterer Folge werden Sternenkinder mittlerweile nicht nur ins Personenregister aufgenommen, sondern es gibt auch mehrere Varianten der Beisetzung, z.B. auf Waldfriedhöfen oder mittels speziellen Ritualen. Für die Trauerbewältigung und den längerfristigen Austausch, bieten Selbsthilfegruppen wertvolle Treffen mit Gleichgesinnten an.
All das hilft Betroffenen, dieses schwere Schicksal besser zu bewältigen.
Unser Ziel
Wir vom Verein VergissMichNicht – Sternenkinder Fotografie möchten (neben der Erstellung von Erinnerungsaufnahmen) das Bewusstsein für Sternenkinder in der Gesellschaft noch weiter vorantreiben. Wir wünschen uns Verständnis dafür, dass Sternenkinder bereits freudig erwartet, gespürt und geliebt wurden.
Auch wenn Elten ihnen nie ein Buch vorgelesen, ihnen nie einen Geburtstagskuchen gebacken oder sie zum Traualtar begleitet haben – in ihrer Vorstellung haben sie es vielleicht.